Im Oktober 2021 organisierte Staub zu Glitzer die Pressekonferenz des Bündnisses „Gesundheit statt Profite“, dem das Kollektiv angehört, an die Volksbühne. Einerseits ging es uns darum, diesen historisch bedeutsamen Arbeitskampf der Berliner Krankenhausbewegung zu unterstützen, andereseits wollten wir die Volksbühne an ihre Vergangenheit als Arbeiter*innen-Theater erinnern.
Im Anschluss fanden von uns eingeforderte Verhandlungsrunden mit bis zu dreißig Personen im Grünen Salon statt. Teilgenommen haben streikerfahrene Krankenhausbeschäftigte aus dem Niedriglohnsektor, Pflegekräfte, Gewerkschafter*innen, Aktivist*innen und Vertreter*innen der Volksbühne.
Doch auch diese Gespräche waren – mit Ausnahme der Begeisterung und Fürsprache der Schauspielerin Silvia Rieger – von Unehrlichkeit, Besitzstandswahrung und auch demütigenden Äußerungen gegenüber den Krankenhausbeschäftigten geprägt. Die Idee eines wöchentlich selbstorganisierten Streikcafés wurde abgelehnt, die Volksbühne sei „nicht irgendein Theater“. Es müssten erst „alle Volksbühnenbeschäftigten einzeln befragt werden“, ob sie sich überhaupt mit der Krankenhausbewegung solidarisieren wollten. Darüberhinaus gefährdete die Volksbühne den Ausgang des Pflegestreiks, indem sie ein öffentliches Tribunal im Grünen Salon aus fadenscheinigen Gründen absagte. Das Tribunal war jedoch als Druckmittel gegenüber der Politik in den Tarifverhandlungen bereits angekündigt worden.
Die Gespräche mit der Krankenhausbewegung wurden durch Dramaturg*innen der Volksbühne in spalterischer Absicht eskaliert. Es bestand kein Interesse daran, die Krankenhausbewegung längerfristig zu unterstützen. In den Gesprächen lief es eindeutig darauf hinaus, die Bewegung und ihre Ideen loszuwerden und eine Öffnung des Hauses zu verhindern. Die Volksbühne genehmigte noch eine geschlossene Mitgliederversammlung der Krankenhausbewegung im Januar 2022. Diese wurde allerdings kurzfristig wegen einer Probe des Stücks MiniMe von Kornél Mundruczó um drei Monate verschoben.