Commoning – eine Übersicht

Commons sind Gemeingüter. Sie sind nicht Eigentum von Einzelnen, die die ausschließliche Verfügungsgewalt innehaben. Stattdessen werden sie von einer Gemeinschaft gemeinsam, selbstorganisiert und bedürfnisorientiert gepflegt, verwaltet und genutzt. Zu den Commons können zum Beispiel Ressourcen wie Luft, Wasser oder Wald, aber auch Wissen oder Code zählen.

Commons werden bedürfnisorientiert, solidarisch und kollektiv verwaltet. Sie sind weder in rein staatlicher, noch in der marktwirtschaftlichen Sphäre verortet. Der soziale Prozess des demokratischen Aushandelns wird als Commoning bezeichnet. Beim Commoning geht es darum, soziale Beziehungen auf Grundlage von Kooperation und Solidarität an Stelle von Wettbewerb und Konkurrenz zu gestalten.

Commoning als Praxis bildet neben rein staatlichem oder privatwirtschaftlichem Handeln eine dritte Option der Verfügung über eine Ressource. Eine lokale Gemeinschaft kann alternative Infrastrukturen aufbauen, in denen Entscheidungen kollektiv und demokratisch getroffen werden und Ressourcen so genutzt werden, dass sie dem Wohl aller zugutekommen.

Was sind Theater-Commons?

Verstehen wir Theater also als Commons, als Gemeingüter, die durch einen Commoning-Prozess organisiert werden: Commoning ist keine abstrakte Idee, sondern eine konkrete und vielfach erprobte Praxis, die im Hier und Jetzt umgesetzt werden kann.

In einem commonisierten Theater sind alle Commonizer*innen an Entscheidungsfindungen gleichberechtigt beteiligt. Statt Abteilungsleitungen oder Intendanzen gibt es Strukturen, in denen Entscheidungen gemeinsam ausgehandelt werden.

Ein Theater zu commonisieren bedeutet auch, die Grenze zwischen Theaterschaffenden und Publikum, zwischen Theater und Stadt, aufzuheben und Theater als öffentliches Gemeingut zu begreifen. Theater wird zu einem zentralen Ort, an dem Begegnung stattfindet und an dem demokratische Prozesse gelebt werden können.

Es ist ein solidarischer Gegenentwurf zu einer konsumistischen Stadtgesellschaft, zu anhaltender Gentrifizierung und Neoliberalisierung. Ein Theater der Commons ist ein subversiver Ort. Die Commonisierung von Theatern ist Teil eines größeren Strebens nach der Neugestaltung von Institutionen und öffentlichem Leben: Theater Commons sind untrennbar mit anderen emanzipatorischen Kämpfen und Bewegungen verbunden. Das Ziel ist nicht die Commonisierung eines einzelnen Theaterhauses, sondern eine gesamtgesellschaftliche Transformation.

Commons-Public Partnership

Eine neue Rechtsform für Theater

Ein Staatstheater zu commonisieren ist eine Mammutaufgabe, da es sich dabei nicht nur künstlerisch, sondern auch juristisch um absolutes Neuland handelt. Das deutsche Recht sieht in der Regel eine Trennung zwischen privatem und öffentlichem Recht vor. Durch eine Commons-Public Partnership (CPP) wird diese Dualität überwunden. Dies ist notwendig, da Commons weder in rein staatlicher noch in der privatwirtschaftlichen Sphäre verortet werden können.

Eine Commons-Public Partnership ist eine Alternative sowohl zu juristischen Personen des öffentlichen Rechts – etwa Körperschaften, Stiftungen oder Anstalten – als auch zu privatwirtschaftlichen Einrichtungen wie Personengesellschaften(z.B. KG, GbR) oder Kapitalgesellschaften (z.B. GmbH, AG).

Eine Commons-Public Partnership bezeichnet eine Kooperationsvereinbarung zwischen Staat und Commonizer*innen. Sie muss zwischen den beteiligten Akteur*innen ausgehandelt werden, wobei insbesondere die Zuständigkeiten der beiden Seiten geklärt werden müssen: Was obliegt den Commonizer*innen und welche Bereiche verbleiben in staatlicher Hand? Wie wird Verantwortung in einem Theater der Commons getragen? Das gilt es, für jedes einzelne Theaterhaus mit der zuständigen Kulturverwaltung auszuhandeln.

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