Die taz berichtete erstmals öffentlich über die Vorwürfe gegen Dörr.

Klaus Dörr & MeToo an der Volksbühne

13. März 2021

Berlin

Pressemitteilung

Ein Befreiungsschlag für die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Du wolltest Mitarbeiter*innen den Kontakt zu uns verbieten, Klaus Dörr? Überraschung! Hat nicht funktioniert. Mit deinem Femwashing ist jetzt Schluss! Wir fordern den Rücktritt Klaus Dörrs oder besser – seine Kündigung. 

Seit einem Dreivierteljahr organisieren sich Mitarbeiterinnen der Volksbühne gegen die patriarchale Tyrannei ihres Intendanten. Wir gratulieren herzlichst und danken euch für die Courage! Ihr wolltet nicht länger akzeptieren, dass ein Intendant, der sich Feminismus auf die Fahne seines monarchischen Mikrostaats schreibt, nach innen aber Angst und Schrecken verbreitet, Frauen diskriminiert, mobbt und belästigt. 

Unser besonderer Dank gilt den Frauen, die uns bereits im Frühling 2020 ins Vertrauen zogen. Der Mut, das konsequente Engagement und die harte Arbeit dieser Frauen haben diesen Befreiungsschlag erst möglich gemacht. In nahezu allen Theatern gehören frauen*rechtliche Themen zum Programm, oft eine reine Marketingstrategie. Fem-Washing ist ein Schlag ins Gesicht aller FLINTA*, die tatsächlich gegen das Patriarchat aufbegehren und dafür Repressionen, Arbeitslosigkeit, Gewalt und Entwürdigung in Kauf nehmen. Noch immer regieren die selben Theater-Despoten wie eh und je und haben, wegen der prekären Beschäftigungslage der Mitarbeiter*innen, leichtes Spiel. Die Übergänge zwischen Formen des Machtmissbrauchs wie Erniedrigung und Erpressung, Silencing oder Gaslightning bis hin zu sexueller Belästigung und sexuellem Missbrauch sind fließend. 

Auch in diesem Fall sollen Frauen belästigt, manipuliert und gespalten worden sein. Um so mehr bewundern wir die organisierten Betroffenen. Trotz divergierender kulturpolitischer oder ästhetischer Präferenzen, sind sie für sich selbst und somit für alle anderen Betroffenen weltweit solidarisch eingestanden. Dass Dörr eine Fehlbesetzung war, zeichnete sich schnell ab. Schon im Mai 2018 gaben wir ihm in einem Gespräch Gelegenheit, die fatalen Fehler seines Vorgängers Chris Dercon auszugleichen. Dercon war es nicht gelungen, dem Anliegen der vielen engagierten Menschen, die sich an B6112 beteiligten, gerecht zu werden. Er ließ die Volksbühne durch die Polizei räumen. 

Auch Klaus Dörr zeigte keinerlei Interesse daran, sich mit Forderungen einer linken, feministischen Community und somit auch mit Strukturfragen auseinanderzusetzen. Mitarbeiter*innen soll der Kontakt zu uns untersagt worden sein. Das hat nicht funktioniert: Seit vielen Monaten lassen sich Betroffene bei jedem ihrer Schritte von einer Vertrauensperson unseres Kollektivs beraten und begleiten.

Dörr glaubte ernsthaft, sein Regime an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz ungestört fortsetzen zu können und Feminismus, Antikapitalismus, Antirassismus und Postkolonialismus zu reinen Marketingstrategien verkommen lassen zu dürfen. Diese Heuchelei hat nun endlich ein Ende. In der Volksbühne weht der Geist Rosa Luxemburgs. In ihr hallen die Stimmen der Frauen der Lila Offensive, der obdachlosen Besetzer*innen der „Ratten07“, der vielen widerständigen Künstler*innen, der Aufbegehrenden vom September 2017 von den Wänden. Seit über drei Jahren kämpfen wir mit der transmedialen Inszenierung B6112 für eine Umstrukturierung der Volksbühne unter den Prämissen Queerfeminismus, Antirassismus und Antikapitalismus und für eine Zusammenarbeit mit linken und linksradikalen Initiativen und Kollektiven unabhängig von kapitalistischen Marktzwängen. Eine avantgardistische, progressive Volksbühne muss basisdemokratische Strukturen erproben und eine feministische Arbeitspraxis, Gleichberechtigung und Mitbestimmung konsequent und kollektiv im Austausch mit der Stadt erarbeiten.  

Von Klaus Dörr erwarten wir seinen Rücktritt oder besser noch: seine Entlassung durch den Kultursenator Klaus Lederer. 

To be continued …
Staub zu Glitzer